Chronologie der Manheimer Bucht

In den letzten Jahren und Monaten wurde viel über die Manheimer Bucht und die Zukunft des südlichen Tagebauvorfeldes Hambach diskutiert und gerungen. Zur besseren Orientierung möchte ich mit dieser Chronologie einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen geben:

  • 1975 – 1977: Beschluss, Erarbeitung und Veröffentlichung Braunkohlenplan Hambach 12/1
  • 12.12.2014: Das Bergamt genehmigt den 3. Rahmenbetriebsplan (2020 – 2030) des Tagebau Hambach

Nach der „Rettung des Hambacher Waldes“ war klar, dass die Bagger daneben und dahinter keine Kohle mehr fördern können, weil die hinter und neben dem Hambi über 400 Meter tief liegt und die schrägen Böschungen eine Förderung nicht mehr möglich machen. In Folge bleiben daher 1,1 Mrd. t Braunkohle in der Erde und ca. 12 ha Flächen erhalten.

  • Januar 2020: RWE kommuniziert Pläne, den Hambacher Wald an beiden Seiten umbaggern will und zur Insel machen will, weil RWE die Massen dort für die Tagebauverfüllung/Böschungsstabilisierung bräuchte. Bürgermeister Gelhausen (Merzenich/Morschenich (heute: Bürgewald)) widerspricht diesem Vorschlag, Bürgermeister Spürck (Kerpen und Manheim-alt) nicht. Dies könnte mit der lange geheim gehaltenen Rahmenvereinbarung zwischen RWE und Kerpen zusammenhängen.
Ursprünglich wollte RWE das Gebiet um den Hambacher Wald komplett abbaggern und ihn in eine Insellage bringen. Bildquelle: Oliver Krischer auf X.

RWE rudert daraufhin zurück – bleibt aber bei der Abbaggerung von Manheim durch die Manheimer Bucht:

  • 27.02.2020: RWE stellt sein neues Revierkonzept vor, welches als Grundlage für die Leitentscheidung 2021 verwendet wird. Teil dessen ist die Manheimer Bucht
RWEs Vorstellung der Manheimer Bucht. Quelle: RWE.
  • 15.04.2020: Die Bürgerinitiative Buirer für Buir sieht durch die Pläne von RWE und für Kiesgruben die Zukunft des Hambacher Waldes gefährdet.
  • 05.05.2020: Die Bürgerinitiative Buirer für Buir veröffentlicht ihre Recherche zu Kiesgruben im südlichen Tagebauvorfeld
  • Juni 2020: Antje Grothus, für die Klima-Allianz Deutschland Mitglied im Beirat „Gestaltung des Strukturwandels im Rheinischen Revier“ bringt Konzept für das Tagebauvorfeld Hambach ein
  • 16.06.2020: Die Allianz für nachhaltigen Strukturwandel (ANSEV) schlägt den Rückbau der überhöhten Innenkippe vor, um die Manheimer Bucht nicht zu benötigen.
  • 08.08.2020: Das erste Kohleverstromungsbeendigungsgesetzes (KVBG) tritt in Kraft
  • 08.10.2020: NRW-Kabinett beschließt den Entwurf der neuen Leitentscheidung
  • 27.20.2020: Die Bürgerinitiative Buirer für Buir präsentiert ihre Vorstellungen eines nachhaltigen Strukturwandels im südlichen Bereich des Tagebaus Hambach
  • 29.10.2020: Manheimer Bucht ist nicht alternativlos, aber die für RWE betriebswirtschaftlich günstigste Lösung: Auf einer öffentlichen Veranstaltung zur Leitentscheidung (Beteiligung – Diskussion des Entwurfs) frage ich Herrn Eyll-Vetter (RWE) nach der Alternativlosigkeit der Manheimer Bucht. Seine Entgegnung: „Ich will damit nicht sagen, dass dieses * ( …) die einzige Lösung ist (…)“ [*Gemeint war das Revierkonzept mit sog Manheimer Bucht]
  • 01.12.2020: Die Klima-Allianz Deutschland reicht ihre Stellungnahme zur Leitentscheidung 2021 ein.
  • 21.12.2020: Das Bergamt genehmigt den Hauptbetriebsplan 2021 – 2024 für den Tagebau Hambach. Dieser genehmigt auch, dass „neben der Braunkohle anstehende Kiese und Sande dem Markt zugeführt [werden], soweit […] Eigenbedarf nicht besteht“.
  • 10.02.2021: Unterzeichnung des öffentlich-rechtlichen Vertrages auf der Grundlage des KVBG
  • 23.03.2021: Beschluss Leitentscheidung der Landesregierung NRW 2021
  • 06.05.2021: Impuls von Antje Grothus „Überlegungen zum Tagebauvorfeld Hambach“ im AK Strukturwandel der Kolpingstadt Kerpen
  • 28.05.2021 (Braunkohlenausschuss [BKA]): Feststellung wesentlicher Änderungen der Grundannahmen und damit das Erfordernis einer Planänderung für den Braunkohlenplan „Teilplan 12/1 – Hambach – Abbau- und Außenhaldenfläche des Tagebaues Hambach“
  • 30.06.2021: RWE Power AG legt geänderte Vorhabenbeschreibung beim BKA vor
  • 23.08.2021: Beauftragung ahu durch Braunkohlenausschuss zur Überprüfung der RWE-Vorhabensbeschreibung
  • 28.11.2021: Rundschau Online berichtet über das Konzept zum Arnoldustrail
Die Vision des Arnoldustrails. Eigene Darstellung.
  • 13.12.2021: Vorstellung der ahu-(Zwischen-)Ergebnisse im BKA
  • Januar 2022: Diskussion der drei ahu-Varianten im Kerpener Umweltausschuss
  • 11.02.2022: Veröffentlichung ahu-Gutachten „Überprüfung der Abraumbilanzierung und geplante Böschungssysteme der RWE AG im Tagebau Hambach und Erfordernis der Inanspruchnahme der Manheimer Bucht“
    Ergebnis: Ahu bestätigt notwendige Masseninanspruchnahme durch Manheimer Bucht
  • Mai 2022: Schwarz-Grüner Regierungsantritt in Düsseldorf
    Zitat aus dem Koalitionsvertrag: „Die weitere Tagebauführung in Garzweiler und Hambach soll unter Berücksichtigung aller Massenbedarfe so gestaltet werden, dass die Flächeninanspruchnahme auf ein Minimum begrenzt wird. Hierzu soll die Massenbilanzierung transparent evaluiert werden.“
  • 17.11.2023: Beauftragung Fachgutachten zur Abraumbilanzierung und hydrogeologische Auswirkungsanalyse im Tagebau Garzweiler für unterschiedliche Ausstiegsszenarien mit Alternativen-Entwicklung
    Darin bestätigen Ahu und fuminco zunächst die Plausibilität (ahu ihres eigenen Gutachtens zur Manheimer Bucht), empfehlen aber, „die RWE-Planungen der beiden Tagebaue Hambach und Garzweiler nach der Leitentscheidung 2023 (LE 2023) bzw. nach den daraus ggf. resultierenden notwendigen Anpassungen und Aktualisierungen erneut gutachterlich zu prüfen. Diese Überprüfung sollte auch die widersprüchlichen Angaben der Bergbautreibenden zu den Materialtransporten vom Tagebau Garzweiler II zum Tagebau Hambach innerhalb der RWE-Massenbilanzen der beiden Tagebaue umfassen. Neben der Überprüfung sollten nicht nur die Massenbilanzen der einzelnen Tagebaue, sondern auch die daraus resultierende revierweite Abschlussplanung geprüft werden (tagebauübergreifende Bilanzierung von Massen). Zudem könnten im Rahmen der Überprüfung in enger Zusammenarbeit mit der Bergbautreibenden, Behörden und politischen Institutionen (Braunkohlenausschuss, Arbeitskreis Garzweiler II etc.) Löss- und Abraum-Einsparpotenziale identifiziert sowie mögliche Maßnahmen zur Reduzierung des Löss- und Abraumbedarfs entwickelt werden.“
  • Februar 2024 (Neuland Hambach GmbH): Veröffentlichung Rahmenplan Hambach
  • 14.06.2024 (Braunkohlenausschuss): Feststellung Änderung des Braunkohlenplans Hambach (BKP), der auch den Erhalt der Kirche in Manheim (alt) vorsieht.
  • 05.07.2024 (RWE): Einreichung neuer Hauptbetriebsplan Hambach 2025 – 2028 durch RWE
  • September 2024: Aktivist*innen besetzen Bäume im Manheimer Sündenwäldchen. Es gibt sonntägliche Waldspaziergänge.
  • 19.12.2024 (AWIKE): Benehmensherstellung Genehmigung neuer BKP mit Begleiterlass, darin Verankerung, dass RWE 40 ha für Waldvernetzung bereitstellt
  • 20.12.2024 (Bergamt): Genehmigung neuer Hauptbetriebsplan Hambach 2025 – 2028
  • 01.01.2025: Beginn der Dauermahnwache am Sündenwäldchen
  • 03.01.2025: Der Bund für Umwelt- und Naturschutz NRW (BUND NRW) erhebt Klage gegen die Genehmigung der Manheimer Bucht vor dem Oberverwaltungsgericht Münster
  • 06.01.2025 (Bergamt): Veröffentlichung neuer HPB Hambach 2025 – 2028
  • 09.01.2025: RWE erklärt sich im Gerichtsverfahren vor dem OVG Münster dazu bereit, bis zum Gerichtsentscheid, spätestens aber bis zum 31.01.2025 die Rodung des Sündenwäldchens aufzuschieben
  • 24.01.2025: Begehung des Sündenwäldchens u.a. mit MdL Volkhard Wille
  • 28.01.2025: Das Oberverwaltungsgericht Münster erlaubt nach einem Eilantrag des BUND NRW die Rodung des sogenannten Sündenwäldchens in Kerpen-Manheim (alt)
  • 29.01.2025: RWE beginnt mit der Rodung der Grünstrukturen entlang des Manheimer Fliesses und der alten Autobahntrasse A 4, der Streuobstwiese und des sogenannten Sündenwäldchens
  • 31.01.2025: RWE beendet gegen Mittag die Rodungsarbeiten: ein Rest des Sündenwäldchens, der besetzte Teil bleibt unangetastet
  • 02.02.2025: RWE beginnt mit Beräumungsarbeiten der gefällten Strukturen

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